..... ich kann all das Gesagte meiner Vorredner aus der Praxis heraus nur
unterstreichen.
Es gibt eigene Headhunter, die auf geniale Programmierer, aber Vertriebs-Noobs
angesetzt werden, mit dem Zweck, sie als "Leibeigene" bei ihren
Auftraggebern zu integrieren...... Das Spielchen beginnt meist mit
tollen Versprechungen, geht weiter über eigenen finanziellen Einsatz hin zur
Abhängigkeit. Bist du mal in der Mühle drinnen, gibt es kaum einen
Ausweg. Also vorsicht.....
Ein Vertriebsweg wurde noch nicht angesprochen: Messebeteiligungen.
Hier sehe ich meines Erachtens die besten Chancen an Einkäufer zu kommen.
Je nach Produkt sollte die passende Messe ausgesucht werden. Fertige Ministände
gibt es um einige 500,-- Euronen, Prospektmaterial, WerbeCDs etc.
tun ihre Dienste. Hier kommen neben den unseriösen auch die wirklich
guten Kontakte zustande. Unter den Interessenten (bei *jedem*
Verkaufsgespräch eine Visitenkarte erobern) kann man dann
auswählen, wen man intensiver nachbearbeiten möchte.
Wir haben mit Messen die besten Erfahrungen gemacht. Die Wahrscheinlichkeit,
an die richtigen Einkäufer zu gelangen, ist groß.
Messebeteiligungen sind etwas, was man auch ohne großen
Background notfalls als 1-Mann Unternehmen durchführen kann.
Aussendungen, Zeitschriften etc. sind nur dann wirksam, wenn man sie kontinuierlich
durchführt. Eine einzige Besprechung, Anzeige etc. ist so gut wie wirkungslos, zu schnell ist alles vergessen.
Weiters zu beachten wäre, daß große Geschäftspartner (z.B.MM)
grundsätzlich nichts mit Kleinstfirmen am Hut haben. Im Reklamationsfalle
wollen sie sich schadlos halten und bei einer 1-Mann Firma ist nichts
zu holen....
Will man wirklich mit Großen ins direkte Geschäft kommen, so ist die Rechtsform
einer GmbH gerade bei Softwareerstellung dringend zu empfehlen.
Zu groß sind die Risken der persönlicher Haftung bei Personengesellschaften.
Auch ist es ein ganz anderes auftreten, wenn man als GmbH
einer größeren Firma entgegen tritt. Ich habe es selbst erfahren,
wie der Unterschied ist ...... irgendwie ist die GmbH als Eintrittskarte
zu werten.
Leider kostet das Gründen und Betreiben einer GmbH Geld, auch
ohne daß nur ein Cent Gewinn gemacht wurde. Also will auch die
zeitliche Abfolge von Produktfertigstellung, Firmangründung, Messe, Vertrieb etc.
strategisch geplant werden. Auch sollte man beizeiten gute Kontakte
zu einer Bank pflegen. Man muß sich auch im Klaren sein, daß die
Zahlungsziele großer Abnehmer sehr sehr lange sein können und
eine Zwischenfinanzierung notwendig ist, weil einem selbst das Geld ausgeht.
Das Finanzamt tut ein übriges mit den Steuervorauszahlungen dazu:
Hat man eine Firma und hat man in einem Jahr einem außergewöhnlich hohen Gewinn
(in der Bilanz - nicht in der Geldbörse - das sind zwei unterschiedliche Dinge......)
so nimmt natürlich das gute Finanzamt an, daß es auch im nächsten Jahr
so gut läuft und verlangt die Steuer dafür im Voraus .... und diese Steuer
muß ich natürlich aus der Geldtasche (= Konto) bezahlen und nicht
aus den sonstigen Werten der Firma (Anlage- und Umlaufvermögen)
die in der Bilanz auf der Gutseite aufscheinen.....
Das ganze ist ein wenig komplex und man tut gut daran, sich vorab zu
informieren und genaue Finanzpläne zu erstellen, sonst kann man leicht
wegen mangelnder Liquidität (= verfügbares Geld auf dem Konto) Pleite
gehen trotz hohen Gewinnen und super Auftragslage.......
(Die Schnäppchenverwerter lauern schon wie die Geier

)
Von den Förderungen öffentlicher Stellen etc. halte ich nicht viel.
Meist sind sie zurückzuzahlen und zielen darauf aus, Arbeitsplätze
in neuen Firmen zu schaffen.... doch gerade an bezahlte Arbeitskräfte
(im Sinne von ständig beschäftigt) braucht man in der geldarmen Startphase
nicht zu denken, wenn diese Leute nicht vom ersten Tag ihre Kosten
für das Unternehmen verdienen.
Meine Empfehlung für alle die sich selbstständig machen wollen:
Phase 1 - Einmann-Firma mit Steuernummer + Gewerbe gründen neben
der unselbstständigen Arbeit
Phase 2 - Einen gewissen Umsatz schaffen mit Programmen für
den Privatmann oder Kleingewerbetreibenden. Hier ist das
Haftungsrisiko gering. Wenn nötig Zukauf von Programmierdienstleistung
bei anderen selbstständigen Programmierern.
Phase 3 - Wenn etwa 150000,-- Euro Jahresumsatz erreicht sind, kann man
über die GmbH Gründung nachdenken, auch über (Teilzeit-) Angestellte.
Forcierung des Vertriebes durch Messebeteiligungen.
Firmenbüro und ständige Erreichbarkeit der Firma in der Geschäftszeit sind
nun selbstverständlich. Nun ist die Zeit zur Aufgabe der eigenen unselbstständigen Arbeit gekommen.
Phase 4 - Konsolidierung der Unternehmensfinanzen - ideales Wachstum:
pro Jahr so um ein Drittel mehr Umsatz als im Vorjahr.
Stärkeres Wachstum will überlegt werden - in der Regel nur durch Hinzunahme von
Partnern möglich oder durch (riskante) Bankverbindlichkeiten.
Ich hab das alles durchgemacht - es ist verdammt schwierig sich
ohne Eigenkapital hochzuarbeiten.....
@Danilo
Wenn Du wirklich ein absolut marktreifes Produkt für den Massenmarkt hast,
so wird es ohne Partner (Verlage, Beteiligungen, Geldgeber) nicht funktionieren. Du mußt dann die
natürliche Wachstumsphase (die natürlich auch eine Lernphase ist

)
überspringen, was die wenigsten dauerhaft überleben.
Hast Du ein Produkt, daß sich über die Sharewareschiene vermarkten läßt,
wäre dies eine überlegenswerte Alternative.
Cu von Team100