Firmengründung -> Produkt- und Informationsverteilung?

Hier kann alles mögliche diskutiert werden. Themen zu Purebasic sind hier erwünscht.
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Ynnus
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Beitrag von Ynnus »

Du kannst ja mal die Jungs von Master Creating fragen, was die so angestellt haben. (auch wenn ich mir sicher bin dass du keinen guten Draht zu den hast) :D
Immerhin gabs im Web ordentlich Werbung und im Laden wars auch erhältlich, sogar im Ausland, Russland, Polen, UK...
Team100
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Beitrag von Team100 »

..... ich kann all das Gesagte meiner Vorredner aus der Praxis heraus nur
unterstreichen.

Es gibt eigene Headhunter, die auf geniale Programmierer, aber Vertriebs-Noobs
angesetzt werden, mit dem Zweck, sie als "Leibeigene" bei ihren
Auftraggebern zu integrieren...... Das Spielchen beginnt meist mit
tollen Versprechungen, geht weiter über eigenen finanziellen Einsatz hin zur
Abhängigkeit. Bist du mal in der Mühle drinnen, gibt es kaum einen
Ausweg. Also vorsicht.....

Ein Vertriebsweg wurde noch nicht angesprochen: Messebeteiligungen.
Hier sehe ich meines Erachtens die besten Chancen an Einkäufer zu kommen.

Je nach Produkt sollte die passende Messe ausgesucht werden. Fertige Ministände
gibt es um einige 500,-- Euronen, Prospektmaterial, WerbeCDs etc.
tun ihre Dienste. Hier kommen neben den unseriösen auch die wirklich
guten Kontakte zustande. Unter den Interessenten (bei *jedem*
Verkaufsgespräch eine Visitenkarte erobern) kann man dann
auswählen, wen man intensiver nachbearbeiten möchte.

Wir haben mit Messen die besten Erfahrungen gemacht. Die Wahrscheinlichkeit,
an die richtigen Einkäufer zu gelangen, ist groß.
Messebeteiligungen sind etwas, was man auch ohne großen
Background notfalls als 1-Mann Unternehmen durchführen kann.

Aussendungen, Zeitschriften etc. sind nur dann wirksam, wenn man sie kontinuierlich
durchführt. Eine einzige Besprechung, Anzeige etc. ist so gut wie wirkungslos, zu schnell ist alles vergessen.

Weiters zu beachten wäre, daß große Geschäftspartner (z.B.MM)
grundsätzlich nichts mit Kleinstfirmen am Hut haben. Im Reklamationsfalle
wollen sie sich schadlos halten und bei einer 1-Mann Firma ist nichts
zu holen....

Will man wirklich mit Großen ins direkte Geschäft kommen, so ist die Rechtsform
einer GmbH gerade bei Softwareerstellung dringend zu empfehlen.
Zu groß sind die Risken der persönlicher Haftung bei Personengesellschaften.

Auch ist es ein ganz anderes auftreten, wenn man als GmbH
einer größeren Firma entgegen tritt. Ich habe es selbst erfahren,
wie der Unterschied ist ...... irgendwie ist die GmbH als Eintrittskarte
zu werten.

Leider kostet das Gründen und Betreiben einer GmbH Geld, auch
ohne daß nur ein Cent Gewinn gemacht wurde. Also will auch die
zeitliche Abfolge von Produktfertigstellung, Firmangründung, Messe, Vertrieb etc.
strategisch geplant werden. Auch sollte man beizeiten gute Kontakte
zu einer Bank pflegen. Man muß sich auch im Klaren sein, daß die
Zahlungsziele großer Abnehmer sehr sehr lange sein können und
eine Zwischenfinanzierung notwendig ist, weil einem selbst das Geld ausgeht.

Das Finanzamt tut ein übriges mit den Steuervorauszahlungen dazu:
Hat man eine Firma und hat man in einem Jahr einem außergewöhnlich hohen Gewinn
(in der Bilanz - nicht in der Geldbörse - das sind zwei unterschiedliche Dinge......)
so nimmt natürlich das gute Finanzamt an, daß es auch im nächsten Jahr
so gut läuft und verlangt die Steuer dafür im Voraus .... und diese Steuer
muß ich natürlich aus der Geldtasche (= Konto) bezahlen und nicht
aus den sonstigen Werten der Firma (Anlage- und Umlaufvermögen)
die in der Bilanz auf der Gutseite aufscheinen.....

Das ganze ist ein wenig komplex und man tut gut daran, sich vorab zu
informieren und genaue Finanzpläne zu erstellen, sonst kann man leicht
wegen mangelnder Liquidität (= verfügbares Geld auf dem Konto) Pleite
gehen trotz hohen Gewinnen und super Auftragslage.......
(Die Schnäppchenverwerter lauern schon wie die Geier :mrgreen:)

Von den Förderungen öffentlicher Stellen etc. halte ich nicht viel.
Meist sind sie zurückzuzahlen und zielen darauf aus, Arbeitsplätze
in neuen Firmen zu schaffen.... doch gerade an bezahlte Arbeitskräfte
(im Sinne von ständig beschäftigt) braucht man in der geldarmen Startphase
nicht zu denken, wenn diese Leute nicht vom ersten Tag ihre Kosten
für das Unternehmen verdienen.

Meine Empfehlung für alle die sich selbstständig machen wollen:

Phase 1 - Einmann-Firma mit Steuernummer + Gewerbe gründen neben
der unselbstständigen Arbeit

Phase 2 - Einen gewissen Umsatz schaffen mit Programmen für
den Privatmann oder Kleingewerbetreibenden. Hier ist das
Haftungsrisiko gering. Wenn nötig Zukauf von Programmierdienstleistung
bei anderen selbstständigen Programmierern.

Phase 3 - Wenn etwa 150000,-- Euro Jahresumsatz erreicht sind, kann man
über die GmbH Gründung nachdenken, auch über (Teilzeit-) Angestellte.
Forcierung des Vertriebes durch Messebeteiligungen.
Firmenbüro und ständige Erreichbarkeit der Firma in der Geschäftszeit sind
nun selbstverständlich. Nun ist die Zeit zur Aufgabe der eigenen unselbstständigen Arbeit gekommen.

Phase 4 - Konsolidierung der Unternehmensfinanzen - ideales Wachstum:
pro Jahr so um ein Drittel mehr Umsatz als im Vorjahr.
Stärkeres Wachstum will überlegt werden - in der Regel nur durch Hinzunahme von
Partnern möglich oder durch (riskante) Bankverbindlichkeiten.

Ich hab das alles durchgemacht - es ist verdammt schwierig sich
ohne Eigenkapital hochzuarbeiten.....

@Danilo

Wenn Du wirklich ein absolut marktreifes Produkt für den Massenmarkt hast,
so wird es ohne Partner (Verlage, Beteiligungen, Geldgeber) nicht funktionieren. Du mußt dann die
natürliche Wachstumsphase (die natürlich auch eine Lernphase ist :wink:)
überspringen, was die wenigsten dauerhaft überleben.

Hast Du ein Produkt, daß sich über die Sharewareschiene vermarkten läßt,
wäre dies eine überlegenswerte Alternative.

Cu von Team100
Kompliziert kann es jeder lösen, aber das wirklich Geniale ist einfach.....
orange-blue
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Beitrag von orange-blue »

Vielleicht hilft dir ja das hier: Unternehmenformen
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Danilo
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Beitrag von Danilo »

Erstmal vielen Dank an Alle!

Das reicht mir eigentlich schon aus - hier nur noch ein paar
spezielle Punkte um Unklarheiten zu beseitigen:
Hroudtwolf hat geschrieben:
Wie bekomme ich das Produkt jedoch in alle möglichen Läden?
Also zum Beispiel Mediamarkt, Saturn, Vobis uvm.
Ich würde immer einen Prozentualen Anteil an der Gesamtkomision anbieten.
Das ist besser weil der Händler damit Ansporn hat dein Produkt gut zu positionieren.
Wenn das Produkt ladentauglich ist wirst du auf diesem Wege kein Problem haben.
Die Frage ist: Wieviel Prozent sind denn so üblich?

Es ist ein großer Unterschied ob es um 10, 30, oder 50 Prozent geht.
Wenn man das erste mal (unerfahren) da rangeht, dann ist die
Gefahr groß das man über den Tisch gezogen wird oder eine
zu geringe Beteiligung vorschlägt, und sich somit erstmal
lächerlich macht.

Es wäre mal allgemein interessant da einen Anhaltspunkt zu
haben. Was ist üblich bei Software oder wie bei Dir mit Musik?

traumatic hat geschrieben:b) Wenn Du Media*Markt keinen ordentlichen HAP anbietest,
nehmen sie Deine CD erst gar nicht ins Ladengeschäft mit
auf, da der Platz für CDs natürlich mit Staubsaugern,
Küchengeräten etc. besser belegt ist - schließlich fällt
hier die Gewinnspanne höher aus.
Siehe Frage an Hroudtwolf: Was ist bei Dir ein "ordentlicher HAP"?
Was ist üblich?
traumatic hat geschrieben:
Ich denke auch hier muß es bestimmt eine "Sammelstelle" geben,
denn ich glaube nicht das jede Firma die vielen Zeitschriften und
hunderte Newsseiten selbst anschreibt um die Neuigkeiten zu
verbreiten.
Oh aber doch...
OK, Danke!

Ich habe hierbei an z.B. Nachrichtenagenturen gedacht. Radiosender,
Zeitungen, Zeitschriften usw. beziehen neue Nachrichten ja auch
von einer "Sammelstelle".
Deshalb hatte ich den Verdacht das es bei Computerzeitschriften
und Newsseiten im Hintergrund genauso ablaufen könnte.

Beim Großhandel (Mediamarkt etc.) kam meine Vorstellung
daher, daß ich den Großhandel im Gaststättengewerbe selbst
mitbekommen habe, da meine Oma vor der Rente da selbständig
war und ja auch immer eingekauft hat.
Und da gab es eben auch Produktlisten wovon der Einkäufer
auswählen konnte. Aber natürlich kamen auch Vertreter von
Brauereien usw. direkt vorbei...
traumatic hat geschrieben:
Für neue Bücher muß es doch auch eine regelmäßige Liste
über alle Neuerscheinungen geben,
Wieder Stichwort Verlagskataloge.
Hier war eine Sammelliste auch sehr naheliegend, da jedes
neue Buch eine ISBN bekommt, das heißt zumindest diese
Stelle hat auf jeden Fall einen Überblick über alle Bücher und
somit auch alle Neuerscheinungen des aktuellen Monats.


Ist vielleicht eine Marktlücke: "Sammelstelle GmbH" ;)

Team100 hat geschrieben:Ein Vertriebsweg wurde noch nicht angesprochen: Messebeteiligungen.
Erstmal speziellen Dank für Deinen sehr ausführlichen Beitrag!

Messen halte ich auch für eine sehr gute Idee.
Team100 hat geschrieben:Will man wirklich mit Großen ins direkte Geschäft kommen, so ist die Rechtsform
einer GmbH gerade bei Softwareerstellung dringend zu empfehlen.
Zu groß sind die Risken der persönlicher Haftung bei Personengesellschaften.
GmbH find ich gut, aber ich sehe da ein Problem beim Startkapital.

Startkapital: 60.173,18 Euro. Das ist sehr wenig, aber irgendwie
muß man ja mal anfangen.

Von den 60T€ gehen nun erstmal 25T€ weg als Stammkapital
für die GmbH. Somit habe ich nur noch 35T€ direkt zur Verfügung,
und das macht in der Anfangsphase schon einen gewaltigen Unterschied.

Von dem Rest muß man die Geschäftsräume mieten und hat
damit noch andere Ausgaben (Strom, Wasser, ..), ein Steuerberater
oder vereidigter Buchprüfer macht auch nichts kostenlos.
Und:
Team100 hat geschrieben:Das Finanzamt tut ein übriges mit den Steuervorauszahlungen dazu:
...und noch vieles mehr.


Das heißt mit einem so geringen Startkapital von 60.173,18 Euro
steht das ganze schon von Anfang an dermaßen auf der Kippe -
da ist das ganze schon am Ende bevor man das Büro richtig
eingerichtet hat. ;)

Ich habe einen Bekannten der evtl. 50.000 dazuschiessen könnte,
aber das ist nicht sicher.
*Wenn* es so wäre, dann hätte man 110.173,18 minus die
25.000 Stammkapital, also 85.173,18 Euro - und damit könnte
ich mir das schon eher vorstellen als mit den 35T€ die mir selbst
nach Abzug der 25T€ übrig bleiben.

Team100 hat geschrieben:Meine Empfehlung für alle die sich selbstständig machen wollen:
Halte ich für eine gute Liste, Danke.
orange-blue hat geschrieben:Vielleicht hilft dir ja das hier: Unternehmenformen
Danke, aber ich habe ja noch Unterlagen von meinem Kurs da.

Weitere Infos bekommt man auch über wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Firma
http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaufmann_(HGB)

http://de.wikipedia.org/wiki/GmbH
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommanditgesellschaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktiengesellschaft

http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsregister
http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsrecht
http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsgesetzbuch
http://de.wikipedia.org/wiki/Bilanz
http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrieb
http://de.wikipedia.org/wiki/Insolvenz

Und hier z.B. das "Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung" (GmbHG):
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht ... index.html

Handelsgesetzbuch: http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/hgb/index.html

Nochmals Danke an Alle - hat mir schon sehr weitergeholfen!
Manchmal braucht man einfach nur einen kleinen Denkanstoß... :)
cya,
...Danilo
"Ein Genie besteht zu 10% aus Inspiration und zu 90% aus Transpiration" - Max Planck
traumatic
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Beitrag von traumatic »

Danilo hat geschrieben:Siehe Frage an Hroudtwolf: Was ist bei Dir ein "ordentlicher HAP"?
Was ist üblich?
Ich würde mal sagen, das ist Verhandlungssache.
Die neue Scheibe von "Maria Carey" verkauft sich automatisch häufiger
als das Album von "Danilo learns to rock".
Dementsprechend kann auch die Marge variieren.

Die GEMA setzt für ihre Rechnungen (es müssen rund 9% des HAP an die GEMA
abgegeben werden) den Listen-HAP mit ca. EUR 10,- / Album an.

Das ist wohl kein Geheimnis. Du wirst aber sicherlich verstehen, dass ich
Dir keine echten Zahlen nennen kann. Kurz gesagt: Zur Zeit ist man froh,
wenn das Produkt überhaupt in den Läden steht. Die deutsche Musikindustrie
generiert mittlerweile einen Großteil des Umsatzes über AMAZON und die
"Ich lad' Musik"-Plattformen.
Danilo hat geschrieben: Ich habe hierbei an z.B. Nachrichtenagenturen gedacht. Radiosender,
Zeitungen, Zeitschriften usw. beziehen neue Nachrichten ja auch
von einer "Sammelstelle".
Ja klar, z.B. dpa. Die Frage ist nur, ob es so etwas auch für weniger relevante
Themen gibt. Die Idee der "Sammelstelle GmbH" finde ich gut. :)
Team100
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Beitrag von Team100 »

@ Danilo:

Bezüglich des Stammkapitals der GmbH unterliegst Du einem Irrtum:
Von den 60T€ gehen nun erstmal 25T€ weg als Stammkapital
für die GmbH. Somit habe ich nur noch 35T€ direkt zur Verfügung,
und das macht in der Anfangsphase schon einen gewaltigen Unterschied
Das Stammkapital muß bei der Gründung der GmbH auf das GmbH-
Konto von den Gesellschaftern einbezahlt werden, diese Einzahlung
wird vom Notar überprüft.

Aber: Das Geld kann die GmbH sofort wieder verwenden !! :D

Es muß nur nachgewiesen werden, daß es bei der Gründung physikalisch
vorhanden ist - allenfalls wird geprüft ob es nicht von einem Kredit stammt.

Was verloren ist, sind die Errichtungskosten der GmbH. Aber die kann man dann
gleich von der Einlage bezahlen.... ist auch nicht die Welt
im Verhältnis zum persönlichen Risiko, daß man ohne GmbH hat.

Persönliche Haftung bei einer Personenfirma = Haftung mit jedem Hab und Gut, Lohnpfändung
über Jahre und Jahrzehnte hinaus bis aufs Existenzminimum

Haftung als Gesellschafter einer GmbH = Haftung bis zur getätigten
Einlagehöhe (ausgenommen Betrug, na klar..)

Als GmbH Gesellschafter mußt Du also beim Scheitern der GmbH maximal
die 25T Einlage nochmal bezahlen (die die GmbH also zu ihrer "Geburt" von Dir
mitbekommen hat - aber natürlich inzwischen verbraucht hat)

Bedenke auch daß die GmbH ein eigener Rechtskörper ist. Gerade die
Vermögenstrennung vom Privaten macht die GmbH interessant, auch
was die Steueroptimierung betrifft.

Weiters bietet die GmbH Deinen Kunden auch eine höhere Sicherheit
der Kontinuität: Geschäftsführer lassen sich ersetzen, verstorbene
Gesellschafter berühren die GmbH nicht in ihrer Geschäftsfähigkeit.

Bei Personengesellschaften ist dies anders.....

Alle anderen Rechtsformen (KG etc ) sind für Softwareproduktion
uninteressant weil veraltet, die AG noch ein wenig zu groß......

Viel Erfolg !

Cu von Team100
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Danilo
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Beitrag von Danilo »

Team100 hat geschrieben:Bezüglich des Stammkapitals der GmbH unterliegst Du einem Irrtum:

Das Stammkapital muß bei der Gründung der GmbH auf das GmbH-
Konto von den Gesellschaftern einbezahlt werden, diese Einzahlung
wird vom Notar überprüft.

Aber: Das Geld kann die GmbH sofort wieder verwenden !! :D
Ich habe mir heute früh das GmbHG komplett durchgelesen,
und habe das teilweise etwas anders verstanden.

Es sind ein paar Punkte drin wie z.B.:
GmbHG § 84 hat geschrieben:(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer es

1. als Geschäftsführer unterläßt, den Gesellschaftern einen Verlust in Höhe

der Hälfte des Stammkapitals anzuzeigen, oder
2. als Geschäftsführer entgegen § 64 Abs. 1 oder als Liquidator entgegen § 71
Abs. 4 unterläßt, bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung die Eröffnung
des Insolvenzverfahrens zu beantragen.

(2) Handelt der Täter fahrlässig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.
Aber es gab noch andere Punkte woraus ich (um auf Nummer
Sicher zu gehen) geschlossen habe, daß man das Stammkapital
besser nicht anrühren sollte, wenn man vernünftig ist.

Wenn man das Stammkapital anrühren muß und es dann z.B.
zur Hälfte aufgebraucht ist, dann steht man schon kurz vorm
Ende. 12,5T€ sind Nichts bei einer Firma, das ist durch laufende
Kosten (Geschäftsräume, Strom, Wasser, Telefon, ...) ratzfatz weg.

Solange man keine offenen Rechnungen hat macht es ja theoretisch
nichts wenn das Stammkapital weg ist, da dann auch niemand
etwas holen will.
Dieser Zustand ist aber wie gesagt so knapp vorm Ende, das ich
persönlich das Stammkapital so betrachten möchte das man es
nicht schon vorn vornherein verplanen sollte.

Wenn man das Stammkapital bis auf Null mit einkalkuliert, hat
man so schnell die ersten Schulden und ist zahlungsunfähig,
so schnell kann man garnicht schauen.
Zu diesem Zeitpunkt (Zahlungsunfähigkeit) hat man max. 3 Wochen
bis zur Insolvenz, oder man steht mit einem Bein schon halb
im Knast, bzw. hat das dann entsprechende Konsequenzen.


Ich halte für mich die GmbH als beste Möglichkeit - nur die
Finanzierung möchte ich persönlich sicherer machen, d.h.
für mein Vorhaben muß ich mir dann noch mehr Startkapital
ansparen, z.B. erstmal durch kleinere Aufträge und Produkte
nebenbei.

Wenn es um mein "Lebenswerk" geht will ich die Finanzierung
einfach nicht auf wackeligen Fuessen haben und muß das nochmal
genauestens durchgehen.

Ich denke das ist der richtige Weg, und ich bin bereit den Weg
zu gehen, die Ärmel hochzukrempeln und wirklich anzupacken.
Ich will dabei aber cool bleiben und einen sicher geplanten Weg
gehen.

Das es dann trotzdem schief gehen kann ist mir dabei auch klar,
ich bin da Realist.

Ich habe aber schon persönlich gesehen wie Leute mit wenig
Kapital einen eigenen Laden hatten. Die haben gemeint sie seien
auf der sicheren Seite und haben angefangen sehr gut zu leben.
Da kauft man sich dann eben mal einen schönen Mercedes,
macht mal bissl mehr Urlaub usw. - man hat's ja. :)
Das Ding war schnell gegessen... und heute sind die schon lange
wieder einfache Arbeiter oder gar HartzIV-Empfänger.

In meiner Vorstellung sieht das etwas anders aus: Da wird 15h
am Tag in der Firma gearbeitet - und zwar solange bis die Firma
auf richtig festen Füßen steht. 100.000 Euro halte ich aber noch
lange nicht für richtig feste Füße. Da es um ein Produkt im professionellen
Bereich geht, gehe ich davon aus das die ersten 3 - 4 Jahre auf
jeden Fall wirklich hart werden. D.h. zu erwartende Gewinne
bis auf ein gewisses Polster gleich wieder investieren um das
Ding wirklich "groß" aufziehen zu können.

Als 1-Mann-Firma ist das IMHO auch nicht machbar, da man
1. das Produkt weiterentwickeln muß
2. evtl. ein neues Produkt oder Erweiterungen hinzukommen sollten
3. professioneller Support gegeben werden muß (per eMail, Telefon, Mailingliste/Newsgroup/Forum)
4. Werbung gemacht werden muß (Messen, Artikel in Zeitschriften, ...)

Ich denke daher das 3 Leute für den Start ideal sind.

Professionelle Übersetzer für die spitzenmässige Dokumentation
der Software in andere Sprachen, eine Putzfrau, Grafiker, Steuerberater/Buchprüfer usw.
werden extern angeheuert.

Als grobe Orientierung für die "fertige Firma" (d.h. Hauptaufbauphase vorbei)
nach ca. 5 Jahren halte ich ca. 10 Mitarbeiter für angebracht.
Ich weiß, daran brauche ich noch lange nicht denken - aber eine
grobe Orientierung von dem was man machen will hat nunmal
jeder im Kopf, denn ohne ein Ziel wird man nicht tätig und gründet
eine Firma. :)
Team100 hat geschrieben:Viel Erfolg !
Danke! :)

Dir natürlich auch (weiterhin) viel Erfolg!
cya,
...Danilo
"Ein Genie besteht zu 10% aus Inspiration und zu 90% aus Transpiration" - Max Planck
Fabio
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Registriert: 29.08.2004 14:47

Beitrag von Fabio »

Hi Danilo, hab das obere jetzt nicht mehr gelesen,
aber hier ist noch der Link von mir.

http://www.pmrk.de/
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TheShadow
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Beitrag von TheShadow »

Oje... du willst ja hoch hinaus, ja?
Ich bin dagegen nicht so risiko-freudig...

Ich würde eher eine 1-Mann-Firma gründen - ohne Büroräume und co... Das reduziert die investitionen auf nahezu Null. Und dann würde ich in meiner Freizeit hobbymäßig sowas machen... Und ganz langsam anfangen...
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stbi
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Beitrag von stbi »

Wenn Du vorhast, eine Firma aufzumachen und wenns nicht läuft ohne Schulden auch wieder aufzuhören, dann brauchst Du keine GmbH, da genügt völlig die normale Personengesellschaft nach BGB. Gewerbeanmeldung genügt in diesem Fall. Eine GmbH kostet eben einiges mehr, für Notar, Gesellschaftsvertrag etc.
Das häufig genannte geringere Risiko einer GmbH ist relativ ... relativ beschissen nämlich, denn als Geschäftsführer haftest Du doch sehr weitreichend mit dem Privatvermögen, zumindest was Steuern, Abgaben, Sozialversicherungsbeiträge etc. angeht. Außerdem gehst Du das volle Risiko, gegen das GmbHG zu verstossen und dafür verknackt zu werden, wenn Du die GmbH nicht rechtzeitig dicht machst, aber das hast Du ja schon selbst rausgefunden. D.h. bei einer Insolvenz wird sofort und von Amts wegen wegen Verschleppung, Bilanzfälschung etc. ermittelt, und bei einer insolventen Firma trifft irgendein Tatbestand auch meistens zu.
Das geringere Risiko der GmbH bringt nur etwas bei unvorhersehbaren Ereignissen, die deine Firma unverschuldet platt machen, z.B. eine schwere Krankheit (im Sinne einer Berufsunfähigkeit), dann haftest Du nicht.
Es wird Dir auch keine Bank oder kein Lieferant Kredit einräumen ohne selbstschuldnerische Bürgschaft. So etwas würde ich nie garnimmer niemals nicht unterzeichnen.
Eine GmbH hat auch kein höheres Ansehen als eine Personengesellschaft, es ist eher andersrum. Bei der PG weiss ich, dass ich denjenigen voll haftend an den Eiern habe, bei einer GmbH habe ich keinerlei Sicherheit.

Gruß Stefan (der sich selbst schon mal mit ner GmbH die Nase eingeklemmt hat ...)
PB 4.02 XP Pro SP2 "Der Code ist willig, aber der Prozessor ist schwach."

Es gibt keine Vista-Witze. Es ist alles wahr!
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