
Meine Fresse, Microsoft!?
Sorry, ich muss mich mal ein ganz klein wenig im Offtopic auskot... zen.
Der ein oder andere weiß ja vielleicht, dass ich so ein kleiner Paranoiker bin was Windows angeht, daher hantiere ich auf meinem Hauptrechner auch noch mit Windows 7 herum.
Nun dachte ich mir: "Werd mal etwas locker, Frosch, und pack dir doch mal Windows 10 auf den neuen Laptop." Gesagt, getan. Allerdings nicht ohne das Anti-Spy-Tool OOShutUp10 zu benutzen und mich intensiv mit den unzähligen Einstellungen von Windows 10 zu beschäftigen.
Nunja. Also wenn man von Windows 7 auf Windows 10 wechselt, dann ist das schon ein echter Bruch.
Zum einen die Sache mit dem ganzen App-Kram. Also die Trennung zwischen den regulären Programmen, welche explizit für die Zielplattform compiliert worden sind, und den Apps, welche hmm, ja in was denn, Java(?), programmiert werden. Beide Arten von Programmen sind in diesem Betriebssystem wahllos verquickt. Für den nicht technisch versierten Anwender mag das egal sein, aber man merkt dann doch die Inkonsistenz, wenn man mal ein paar "weiter hinten liegende" Systemdialoge öffnet. Das sind dann nämlich plötzlich doch genau die, die man von Windows 7 kennt. Nix mehr mit blauen Schiebeschalter, sondern altbekannte Checkboxen, die man dort im Dialog sieht. Okay, da kann man noch beide Augen zudrücken und den App-Kram einfach ignorieren, aber ehrlich gesagt frage ich mich "wohin" will Microsoft? Es ist ja ernsthaft zu befürchten, dass Microsoft nur noch die plattformübergreifenden Apps überleben lassen möchte. Ich finde das gruselig, weil dadurch sicherlich einiges an Performance verloren gehen wird.
Im weiteren Verlauf habe ich dann immer mehr den Eindruck gewonnen, dass Windows von der Philosophie her einem Smartphone-Betriebssystem ähnelt. Zum einen die enge Verknüpfung von Funktionen mit einem bei Microsoft geführten Userkonto. Die Synchronisation von Daten und Workflows über mehrere Geräte hinweg bis hin zu der für mich nicht nachvollziehbaren Tatsache, dass da über 20 Hintergrundprogramme permanent laufen von denen ich nicht einmal weiß was sie tun. Immerhin kann man sie derzeit noch komplett abschalten, um seinen Akku zu schonen. Warum muss ein 3D-Viewer, ein Groove Musikdingens oder ein 3D-Paint ständig im Hintergrund laufen (das sind alles Standardeinstellungen von Microsoft!) obwohl ich das im Leben nicht einmal starten werde? Aber sei's drum.
Vollends geplättet hat mich aber folgende Begebenheit an der man sieht, dass sich Microsoft offenbar nicht wirklich um die Datensicherheit seiner Kunden schert (also im Sinne von verloren gegangenen Daten).
Ich steuere das Notebook mittels dem Programm "InputDirector" via Maus und Keyboard meines Hauptrechners. Der InputDirector sorgt dafür, dass man über das Netzwerk Maus und Tastaur eines anderen Rechners steuern kann. Der Laptop steht direkt neben meinem Hauptrechner.
Den InputDirector habe ich 1:1 genauso installiert wie auf einem anderen Laptop, den ich beruflich nutze und auch von meinem Hauptrechner aus steuere. Das bedeutet, ich habe die Autostartoption von InputDirector deaktiviert, so dass ich das Programm nach einem Neustart explizit manuell starten muss, um den Rechner darüber bedienen zu können.
Was passiert bei Windows 10? Ich fahre den Rechner runter und starte ihn wieder. Zu meiner Verwunderung stelle ich fest, dass ich ihn sofort per InputDirector bedienen kann ohne es überhaupt gestartet zu haben. Also in die laufenden Dienste geguckt... Hmm, der InputDirector-Dienst läuft, obwohl ich ihn auf manuell konfiguriert habe. Mittels "msconfig" die Startoptionen geprüft... Im Registry-Editor den Autostart geprüft... alles so wie es sein sollte, InputDirector wird lt. der Anzeige nicht automatisch gestartet.
Okay, InputDirector beendet und Windows neu gestartet. Oh, siehe da, nun muss InputDirector doch manuell gestartet werden. Bei weiteren Versuchen ergab sich aber kein konsistentes Bild. Mal war der Rechner sofort nach dem Start fernsteuerbar, mal nicht. Ein völlig untypisches Verhalten, das ich mir nicht erklären konnte.
Ein weiteres, massives Problem, das auf die gleiche Ursache zurückzuführen ist:
Das Notebook hat zwei SSD Platten eingebaut. Die kleine 128er SSD wollte ich für Backups nutzen, die ich von einem USB-Sicherungsmedium aus erstelle. Soweit kein Problem. Das auf Linux basierende Tool, welches bei all meinen anderen Rechnern hervorragend funktioniert, hat die Sicherung auch anstandslos durchgeführt.
Die unter Windows 10 eingerichtete und NTFS formatierte Partition wurde vom USB-Sicherungstool einwandfrei als Ziellaufwerk erkannt und dort wurde auch die Sicherungsdatei angelegt. Aber WTF??? danach starte ich Windows neu und schaue auf die besagte 128GB Partition... Nix! Keine Datei. Fahre runter, starte die Backup-Software vom USB Stick erneut und schaue damit auf die Platte. Sicherungsdatei ist da. Starte Windows neu.... schaue genauer nach. Keine verf (luc/ick)... Datei zu sehen. ABER: Die 128GB Partition ist nun nur noch 118GB groß. Doppel-WTF!
Nach einiger Recherche von Artikeln und Blogeinträgen, bei denen ein ähnliches Verhalten bei Windows 8 festgestellt worden ist, konnte ich den Übeltäter ausfindig machen.
Microsoft wollte offenbar mit schnellen Startzeiten glänzen und hat in den Tiefen der Energiespareinstellungen standardmäßig eine Option aktiviert, die sich "Schnellstart" nennt. Diese Option ist unter bestimmten Umständen aber hochbrisant was den Verlust von Daten angeht.
Windows 10 fährt nämlich gar nicht wirklich runter, wenn man es herunter fährt. Ist diese Option aktiviert, dann archiviert der Rechner offenbar (ähnlich dem Ruhezustand-Modus) beim "Herunterfahren" einige Daten und Prozesse (keine laufenden Programme, nur Daten und offenbar auch Dienste). Beim nächsten Start werden diese Daten dann in einem Block wieder von der Platte in den Kernel gelesen ohne die Strukturen dahinter zeitraubend neu initialisieren zu müssen.
Offenbar gehören dazu auch die Festplatten mit ihren aktuellen Partitions- und Sektortabellen. Das bedeutet, wenn ein anderes Betriebssystem (oder eben eine Backupsoftware, die vom USB Stick aus läuft) Daten auf so eine Platte schreibt oder Änderungen vornimmt, dann bekommt Windows davon nichts mit. Windows schaut ab dem nächsten Start wieder mit der alten Partition- und Sektorentabelle auf diese Platte drauf. Im günstigsten Fall sieht man eine dort draufkopierte Datei einfach nur nicht, im ungünstigsten Fall ist wohl die ganze logische Struktur der Platte im Arsch. Und man sollte sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, dass diese Option nach der Installation von Windows 10 standardmäßig aktiviert ist.
Von der täglichen Schreibbelastung auf der System-SSD Festplatte, wenn diese Daten beim runter- und rauf fahren geschrieben und gelesen werden, rede ich jetzt mal gar nicht. Und das sind nicht unbedingt wenige Daten die da zwischengespeichert werden. Auf meinem System war die Laufwerk C Sicherungsdatei unkomprimiert ca. 34GB groß. Nachdem ich den Schnellstart deaktiviert habe und Laufwerk C erneut gesichert habe, war die Sicherungsdatei unkomprimiert nur noch ca. 26GB groß. Die Differenz von 8GB war also zumindest reservierter Platz für den Schnellstart-Datenschredder.
Ich weiß schon warum ich so einen Rechner- bzw. Betriebssystemwechsel wie die Pest hasse. Es gehen jedes mal wieder Tage, Wochen, Monate meiner Lebenszeit für so einen Scheiß drauf.
Naja, aber nu hab ich damit angefangen, dann werde ich mich auch weiter durchbeißen. Ist ja "nur" ein Zweitrechner. Wenn ich mal wieder kurz vor einem Herzkasper bin, dann setz ich mich einfach mal ein paar Minuten vor meinen Windows 7 Rechner mit klassischem Fenster-Design und gänzliche ohne Systemsounds und lasse irgend ein Stillleben auf mich wirken.
