Wir brauchen wütende Nerds

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ts-soft
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Wir brauchen wütende Nerds

Beitrag von ts-soft »

Den Titel finde ich zwar nicht so gut, hab ich aber der Einfachheit mal übernommen.
Hier geht es zu einem IMHO sehr interessanten Artikel: http://www.heise.de/tr/artikel/Wir-brau ... 97391.html
Sollte man als Entwickler jedenfalls mal drüber Nachdenken.

Gruß
Thomas
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PMV
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Re: Wir brauchen wütende Nerds

Beitrag von PMV »

Der größte Teil geht alleine über Apple und deren Produktpolitik.
Wer Apple mag, ist selber schuld. Und so lange die ganzen Fanboys
und -girls daruaf schwören ... wird Apple auch nicht umschwenken.

Das Konzept für Smartphones hat allerdings seine Berechtigung, da
es bisher Software für Smartphones nicht in Läden auf greifbaren Medien
gibt. Doch es müsste viel mehr geben ... so zu sagen ganz viele
Läden und eben der "vorinstallierte" Marktplatz müsste als Portal für
diese ganzen App Stores dienen. Doch so lange Google sich nichts
zu schulden kommen lässt bis es unumstößlich ist, wird sich da kaum
eine Bewegung ergeben, die was ändern könnte. Gegen die aktuelle
Produktpolitik hab ich persönlich nämlich nichts.

MFG PMV
alte Projekte:
TSE, CWL, Chatsystem, GameMaker, AI-Game DLL, Fileparser, usw. -.-
Ramihyn_
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Re: Wir brauchen wütende Nerds

Beitrag von Ramihyn_ »

Wenn 65 jährige heute E-Mail nutzen, im Web surfen, Online Banking machen, die Bilder der Kinder sich auf Smartphones oder Tablets anschauen, ist das nur eine neue Zielgruppe. Die Produkte sind einfach in der von Apple zugeschnittenen "Ökonomie" viel besser auf diese Verbraucher zugeschnitten als es ein PC mit seiner Komplexität und dem daraus entstehenden Verwaltungsaufwand ist. Früher waren die Nerds unter sich, aber viele der von Nerds (weiter-)entwickelten Möglichkeiten sind für die Allgemeinheit interessant (das Web). Das gibt neue Märkte, neue Nutzungen und natürlich auch andere Anforderungen.

Vielfach klingt es als ob der Autor des Artikels sich eigtl. über den Konsumenten und sein Verhalten beschweren will, dabei aber vergisst, dass diese es sind die durch ihre Bedürfnisse die Produkte vorgeben. Tablets und Smartphones sind hauptsächlich Konsumgeräte und für Anwender und ihre gängige Nutzung einfach besser geeignet als ein stationärer Computer mit Windows und all seinen Problemen eben auch durch die allgemein mögliche Programmierung. Teilweise hat die Softwareindustrie daran auch selber Schuld, so gibt es auch heute noch keine automatisierte zentrale Möglichkeit einfach "seine Software auf dem neuesten Stand zu halten". Eigentlich ist das haarsträubend blöd, denn wo liegt denn der Nutzen, dass sich jeder aus verschiedenen Quellen überall die Patches zusammensucht um seine Software up to date zu halten?

Immer wenn ich höre wie sich Menschen über die 30% "Zwangsabgabe" bei dem Verkauf über solche Plattformen wie den App-Store (Apple, Google, Intel und demnächst auch Microsoft u.a.) aufregen, frage ich mich wo die Leute denn vor 10 Jahren waren? Ob die überhaupt nie selber Software produziert und verkauft haben? Vor 10 Jahren waren 50% normal damit man seine Software in die Kaufhäuser bekommt. Brutto 50% selbstverständlich plus extra Regelungen für Werbeaktionen und Sonderverkäufe. Vom Abverkauf am Ende, bekam man praktisch gar nichts mehr. Wohlgemerkt hat man dafür nicht einmal garantierte Werbung - mit etwas Pech landete man trotzdem kaum sichtbar in den Regalen ohne gezielt beworden zu werden. Wer sich heute über 30% aufregt, ist scheinbar nicht lange im Geschäft (oder gar nicht und macht grade überrascht die ersten Erfahrungen - daher die Aufregung).

Wenn ich heute ein Produkt für Tablets/Smartphones entwickele, bin ich auch ganz im Gegensatz zu früher nicht auf eine Platform festgelegt. Natürlich wähle ich meine Entwicklungswerkzeuge schon seit Jahren so, dass ich mit Produkten eine möglichst grosse Reichweite habe. Daher nehme ich nicht das SDK eines Herstellers und schreibe "native" code, sondern nehme eine Middleware die es mir (so oder so) erlaubt plattformunabhängig zu sein. Früher war der Aufwand in Bezug auf Portierungen doch viel viel höher. Wenn heute ein Game etwa nur für eine Konsole erscheint, hat dies üblicherweise mit Lizenzdeals zu tun (künstlichen Einschränkungen) aber nicht mit technischen Einschränkungen! Im Gegensatz zu früher. Hier gibt der Artikel ein völlig falsches Bild wieder IMHO.

Bestrebungen den universellen PC einzuschränken, gibt es schon seit vielen Jahren. Schon IBM wollte Systeme für die Allgemeinheit einschränken - vor über 10 Jahren. Wirklich umgesetzt wurde davon allerdings eher wenig oder sehr weichgespülte Versionen der ursprünglichen Ideen.

Nerds und Tablet/Smartphone Anwender sind zwar Gruppen die sich partiell überschneiden, aber die Mehrzahl der Tablet/Smartphone Nutzer hat wenig mit Softwareentwicklung am Hut und das ist gut so! Sonst würden doch die Entwickler versuchen müssen sich untereinander Klingelton und Furzanwendungen zu verkaufen ;)

Man sollte die Bedürfnisse der einen Gruppe nicht mit denen der anderen verwechseln. Der klassische PC wird anteilsmässig sicher weiter schrumpfen weil die grosse Gruppe der Konsumenten eben besser mit Konsumgeräten als mit "Universalrechnern" bedient ist. Wenn Apple nun anfängt eigene Moralvorstellungen als Gatekeeper für viele Millionen Geräte und deren Nutzer durchzusetzen, wird darüber sicherlich ein gesellschaftlicher Diskurs und evtl. ein legislatives Korrektiv stattfinden müssen ;) Aber erstens ändert das nichts grundlegendes und andererseits hat der Papst gerade ein energisches Bekämpfen u.a. von Erotik im Internet gefordert. Wo bleibt da der Aufschrei?

Dem Nerd bleibt immer noch das jailbreaken oder sein selbst modifiziertes Android Smartphone/Tablet - da muss er aber auch damit leben, dass die Menge der Konsumenten nun einmal einen Vorteil an einem beschränkten Softwareökosystem unter Kontrolle von Apple, Google, Intel oder Microsoft sieht. Der Universal-PC verschwindet aber sicher nicht, er verliert nur Marktanteile.
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