Vera hat geschrieben:Little John hat geschrieben:Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Astrologie und Astronomie gemeinsame Studienfächer
Das ist mir neu. Wo war das bitte genau -- welches Land und welche Universität(en), und wann genau?
Via Internet findet man zwar diverse Chroniken zur zeitgeschichtlichen Entwicklung der Astrologie (u. Astronomie), aber eine dedizierte Übersicht von welchen Studiengängen /an welchen Instituten /zu welchen Zeiten /in welchen Länder habe ich in den letzten zwei Stunden nicht finden können.
Unter "Bis vor wenigen Jahrzehnten" verstehe ich vielleicht ungefähr die 1970er oder 1980er Jahre, maximal die Gründung der BRD (sofern Deutschland gemeint war) -- zumal Entscheidungen wo welche Studiengänge angeboten werden auch schon mal politisch bedingt sein können.
In dem Fall hätte dann auch die Frage "Wo genau?" beantwortet werden können.
Vera hat geschrieben:somit wären es ca 200 [...] Jahre in Deutschland, bezogen auf eine universitäre Ausbildung.
Das entspricht wohl kaum dem, was die meisten Leute unter "Bis vor wenigen Jahrzehnten" verstehen. Solch großzügiger Umgang mit Fakten wirkt nicht gerade überzeugend ...
Astrologie ist auch keine Wissenschaft, sondern ein Glaubenssystem, das im Wesentlichen auf Analogiebildungen beruht. Es gibt aus heutiger Sicht keinen Grund zu erwarten, dass die astrologischen Regeln stichhaltig sind, und empirische Untersuchungen konnten dies auch nicht zeigen.
Thorium hat geschrieben:Die komplette theoretische Physik beruht auf nicht beweisbaren Dingen. Mittlerweile wird so manche Theroie erfolgreich angewendet, die nicht beweisbar ist und möglicherweise sogar falsch. Sie passt halt in den Punkten die wir nutzen. Beweise mir das Materie aus Atomen besteht und die Atome wiederumm aus einem Kern aus Protonen und Neutronen, welcher von Elektronen umkreist wird. Das ist schlicht weg nicht 100% beweisbar. Dennoch basieren darauf ganze Wissenschaften wie die Chemie und die Elektrotechnik. Das Atom fing auch nur als Idee an, das hat niemand gesehen und gesagt das ist ein Atom. Man beobachtet Ereignise und trifft Annahmen was diese Ereignise auslöst. Das überprüft man dann indem man Vorhersagen tätigt. Aber der 100% Beweis bleibt bei sowas immer aus. Da man nicht alle Möglichkeiten testen kann.
Das ist völlig richtig, nur hat das mit Astrologie nicht viel zu tun. Theoretische Physik ist eine Wissenschaft, als solche bedient sie sich spätestens seit Popper unter anderem dem Prinzip der Falsifizierbarkeit. Davon kann in der Astrologie keine Rede sein, da ist es eher umgekehrt: Man sucht nach etwas das möglichst gut zur vorgefertigten Theorie passt; was nicht passt wird passend gemacht. Und Theorien sind dann erfolgreich, wenn sie richtige Vorhersagen erlauben; auf astrologische Vorhersagen trifft das nicht zu.
Dass astrologische Vorhersagen relativ oft zuzutreffen
scheinen, kann u.a. folgende Ursachen haben:
- Die Aussagen sind oft so schwammig, dass sie in jedem Fall (mehr oder weniger) zutreffen.
- Die Aussagen beschreiben Ereignisse deren Eintreten recht wahrscheinlich ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele mathematisch nicht vorgebildete Menschen oft ganz schlecht einschätzen können, wie groß die Wahrscheinlichkeit für das zufällige Eintreten von Ereignissen ist (und z.T. ist das sogar für Mathematiker schwer).
- Selektive Wahrnehmung: Nachdem jemand eine (astrologische) Vorhersage gehört/gelesen hat, wird er/sie anschließend bevorzugt das sehen/hören etc. was er/sie sehen/hören will, bzw. das Erlebte entspr. interpretieren.
- Sich selbst erfüllende Prophezeihungen.
Das sind nur ein paar Punkte die mir jetzt spontan einfallen, es gibt weitere. Solche Punkte (und viele mehr) werden in der Wissenschaft berücksichtigt, in der Astrologie nicht.
Astrologie also in die Nähe von Wissenschaft rücken zu wollen ist aus heutiger Sicht -- mit Verlaub -- absurd. Astrologie ist ein Glaubenssystem ... nur über Glauben zu diskutieren ergibt m.E. nicht viel Sinn.
Gruß, Little John