Seite 1 von 2

Uni, FH, Ausbildung?

Verfasst: 03.11.2005 19:58
von Sebe
Hallo beisammen. Ich bin jetzt im ersten Semester Informatikstudent an einer deutschen Universität. Leider weiss ich jetzt schon, dass dieses Studium Nichts für mich ist. Mit dem Matheanteil komme ich im Moment echt gut klar, auch die Infovorlesungen an sich sind nicht schwer. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass diese Art der Ausbildung "nicht richtig" für mich ist. Zu viel Theorie, zu wenig Praxis und zu viel Mathe für meinen Geschmack (ich komme damit klar, dachte aber nicht dass es so viel wird). Bevor ich jetzt noch weiter Zeit verschwende habe ich mich schonmal über Alternativen informiert. Mir bleibt entweder ein Informatikstudium an der FH, oder eine Ausbildung zu entweder IT-Systemelektroniker, Fachinformatiker Anwendungsentwicklung oder Fachinformatiker Systemintegration.
Meine Frage geht an all diejenigen in diesem Forum, die Erfahrung mit einem der obigen Ausbildungen haben (sozusagen Informationen aus erster Hand). Wie praxisorientiert sind die Ausbildungen, wieviel Mathe kommt mit rein, was muss man konkret in diesen Ausbildungen machen?

Verfasst: 03.11.2005 20:54
von Kekskiller
Also ich kann dir sagen, dass du anfangs nur auf Beschäftigungstherapie, oder nicht ganz berufsgemäße Praxis stoßen wirst. Ich bin zurzeit Auszubildender als IT-Systemelektroniker bei der Deutschen Telekom AG und kann dir sagen, dass der Beruf ansich viel mit Praxis zu tun hat, also nicht nur Vorlesungen oder so. Dafür wurden wir die erste Zeit mit Beschäftigung und dem Allgemeinen Sachen vertraut gemacht. Als ITSe hast du nähmlich viel mit Kunden zu tun, insbesondere beim Einrichtungen von Anlagen, bzw. Systemen. Im Moment bin ich mit meiner Gruppe in einer praktischen Kundenerfahrung im T-Punkt, würde ungefähr bis nächstes Jahr dauern. Sagen wir, im Allgemeinen hast du das gesamte 1 von 3 Lehrjahren nur Theorie und Umgang mit Kunden. Danach kommt dann das Praktische, bzw. die Vertiefung des Berufs. Im letzten werden dann die ganzen Prüfungen und so und die weniger betreuten, mehr selbstständigen Einsätze kommen. Zwischendurch haben wir alle 3 Wochen Berufsschule am OSZIMT, die mit allerlei berufsspezifischem Kram gefüllt. Beispielsweise: Infomations- und Telekommunikationssysteme, Anwendersystemen und ansonsten nur Zeug wie Wirtschafts- und Sozialkunde. Auf jeden ist das alles sehr viel angenehmer als ein trockenes Studium, nur am Anfang wirst du dich langweilen. Sofern du schon Programmierkenntnisse in C++ und Assembler hast, wirst du vor Langeweile fast sterben... Außer den Physikparts ist nähmlich alles für die meisten in diesem Forum mehr als einfach, ganz zu schweigen von Schlaftablette.

Fazit: IT-Systemelektroniker ist viel mit Praxis, anfangs aber nicht sehr berufsbezogen, wie in so fasst jedem IT-Beruf mit Kunden.

Es kommt aber auch ganz drauf an, was dir mehr liegt, bzw. was du lieber machen möchtest. Ich wollte ja ursprünglich den Anwendungsentwickler machen, aber die nehmen nur Realschüler mit Durchschnitt 1.5 oder so, also zu hoch für mich. Gymnasiasten nehmen sie viel lieber, stell ich fest. Obwohl das nichts zu sagen hat, wie weit die schon sind. Sowieso denke ich, dass man den Anwendungsentwickler nur machen sollte, wenn man noch nicht ganz so weit ist im Programmieren, da man sonst schnell Langeweile bekommt. Lehrjahre kann man ja nicht überspringen.

Verfasst: 03.11.2005 22:10
von Sebe
Danke Kekskiller. Hoffentlich haben noch mehr Leute was zu sagen. Bin echt verzweifelt. Ich weiss echt nicht, in welche Richtung ich mich entscheiden soll. Bei der FH kommen ab 2007 noch Studiengebühren. Im Gegensatz dazu bekommt man während der Ausbildung sogar was (nicht viel, aber immerhin mehr als beim Zivildienst). IT-Systemelektroniker wäre bei mir bei Vodafone D2 (wäre evtl. so ähnlich wie bei dir). Während und nach der Ausbildung (gesetzt den Fall ich würde dann übernommen/eine Stelle finden) würde ich sparen um mich dann irgendwann mit Gewerbeschein selbstständig zu machen. Bei FH fällt das flach, durch die Studiengebühren komme ich ohne BaFög nicht weit und das müsste dann erstmal zurückgezahlt werden (WENN ich dann eine Stelle finden würde). Ausserdem sieht der FH Stundenplan für Info fast genauso aus wie mei Jetziger :freak:

Verfasst: 03.11.2005 22:42
von Kekskiller
Der große Vorteil für mich bei der Telekom ist die überdurchschnittliche Ausbildungsvergütung, die du so schnell nicht finden wirst, außer bei den großen Betrieben. Zudem kommt, dass die sich wirklich um einen kümmern. Tun viel für einen, ist ne gute Station da. Ich weiß zwar nicht, ob Vodaphon sich genauso kümmert, aber generell hast du bei einer Ausbildung auch keine großen Probleme mit dem Hinterherkommen mit dem ganzen Lernstoff, usw. Ich meine, bringen sie dich nicht durch, bekommen sie kein Geld wieder. Und meistens gibts da auch mächtig Vorteile bei.

Wollt ich nur mal so in den Raum werfen, Studieren ist derzeit sowieso gnadenlos unmenschlich. Und wenn man dann noch versucht, ne Wohnung nebenbei zu erhalten, wirds mit BaFög nicht gut aussehen.

Verfasst: 04.11.2005 09:33
von stbi
Mach Dein Informatikstudium!

Die anderen Ausbildungen sind deutlich niedriger bewertet (Systemelektroniker=Löt&Schraubknecht *duck*) und der Stellenmarkt gibt derzeit nicht so viel dafür her. Du kannst als Systemelektroniker oder Anwendungsentwickler supergut sein, aber wenn eine Firma einen Dipl-Informatiker sucht, hast Du verloren. Und wenn Dich Dein Studium nicht allzusehr fordert, machst Du das Gewerbe bereits nebenher.

Nur meine Meinung, muss nicht richtig sein. Aber ich weiß ungefähr wovon ich rede, ich bilde gerade einen Fachinformatiker Anwendungsentwicklung im 2. Lehrjahr aus ...

stbi hat vollkommen recht!

Verfasst: 05.11.2005 22:18
von hiltwin
Mit dem Matheanteil komme ich im Moment echt gut klar, auch die Infovorlesungen an sich sind nicht schwer.

Das ist die halbe Miete!!!

Was die Ausbildung angeht - es kommt doch nicht darauf an, wie die Ausbildung verläuft, sondern was Du damit danach anfangen kannst! Es heisst nicht umsonst, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Wenn Du wirklich den Stoff relativ gut reinbekommst, nutze die Gunst!!!

Und wie Stbi schon sagt - wenn Dir die Praxis fehlt, dann such Dir etwas nebenher. Frag bei Firmen an, ob Du für die jobben kannst, such Dir selber ein nettes Projekt aus, finde Freunde, mit denen Du ein Projekt hochziehst. Wenn Du da schon was verdienen kannst, kannst Du damit das BaFög/Studiengebühren teilweise ausgleichen.

Und bloss keine Angst vorm BaFög / Schulden!!!
Bei mir war es so:
BaFög 50 % Zuschuss 50 % Darlehen
Die 50 % Darlehen sind bis zur kompletten Rückzahlung zinslos.
Die Rückzahlung startet erst fünf Jahre nach der letzten Bafög-Rate.
Eine Monatsrate beträgt 105,-- EUR.
Falls Du noch nicht genügend Einkommen hast, kannst Du eine Stundung der BaFög-Zahlungen von einem Jahr beantragen.
Falls Du erbst, oder gut verdienst, kannst Du die 50 % Darlehen auf einen Schlag zurückzahlen und erhältst auf die 50 % nochmal bis zu 30 % Rabatt!!!

Das ist nicht so schlimm!!!!

Verfasst: 05.11.2005 23:36
von freedimension
Grundstudium ist immer und überall langweilig, bist du da aber erst mal durch sieht das schon anders aus.
Was ich bei meinem FH-Studium gelernt habe: Du musst dich selbst bewegen, andere erledigen das nicht für dich. D.h. wenn du ein spannendes oder aufregendes Studium suchst, dann musst du es dir selbst gestalten. Engagiere dich in Projekten (oder hebe welche aus der Taufe), hilf anderen beim Lernen usw. :allright:

und nochmal: Grundstudium ist immer :evil:

Verfasst: 06.11.2005 01:11
von Froggerprogger
Dito!
Bleib bei dem Studium, wenn es dich nicht überfordert, und versuche lieber, nebenher eigene Projekte professionell aufzuziehen oder in Arbeitsgruppen reinzugelangen, z.B. im Bereich Softwaretechnik, wenn dass dein Lieblingsbereich ist.
(das ist eine Empfehlung und kein Befehl :wink: )
Allerdings ist eines klar:
Informatikstudium hat nicht wirklich etwas mit 'Coden lernen' zu tun.
technische Informatik: Entwurf von hardwarenahen Anwendungen, embedded systems, verteilte systeme, Netzwerktechnologien
theoretische Informatik: Algorithmen, Datenstrukturen, Komplexitätsanalysen
praktische Informatik/Softwaretechnik: Modellierung von Problemstellungen, z.B. per UML, Projektmanagement, schrittweises Verfeinern der Modelle bis hinunter zum letzten Schritt des Runtercodens.

Diese drei Richtungen werden zwar häufig nicht mehr als solche explizit genannt, aber trotzdem gibt es sie noch.

Letzteres scheint dabei wohl eher dein Bereich zu sein. Da aber sowieso der letzte Schritt dabei, das reine Coden, im Zuge immer besserer Modelle (z.B. letztendlich UML-Entwurfsdiagramme) mehr und mehr eine reine Abarbeitung der vorgefertigten Ideen ist, und bald wenn nicht in Indien oder China, dann maschinell aus den Diagrammen gewonnen werden kann, solltest du dich vielleicht eher mit dem eigentlichen Softwareentwurf, anstelle der Implementierung anfreunden.

[edit]Im Studium geht es zudem zwischen den Zeilen auch maßgeblich darum, Denkweisen zu strukturieren, damit du später für Probleme klare Konzepte entwickeln kannst, oder vorhandene anwenden, oder gefundene Lösungen beurteilen, etc. Alles in allem erhält man viel 'geistiges Handwerkzeug', welches aber durchaus hilfreich ist![/edit]

Verfasst: 06.11.2005 18:08
von Sebe
Erstmal danke für die zahlreichen Antworten.
Ich weiss mitlerweile ziemlich sicher, dass ich das (Universitäts)Studium nicht mehr weitermachen möchte. Nebenbei etwas aufzuziehen oder Praktkum machen ist nämlich durch die blöde Verteilung der Lehrveranstaltungen nicht drin. Dazu kommt, dass ich im 3. Semester ziemlich auf die Nase fallen werde (spätestens). Der Grund ist folgender: Bei mir hängt die Leistung von meinem Interesse ab. Da mein Interesse an diesem Studium jetzt schon fast 0 ist kann ich froh sein, wenn ich es überhaupt bis zur Vordiplomprüfung schaffe :freak: Bitte jetzt nicht rügen, aber das war bei mir schon immer so und jedesmal, wenn ich was daran ändern wollte bin ich gescheitert. Ich brauche etwas, was mir Spass macht und/oder lukrativ ist, ansonsten kann ich mir einfach keine Mühe geben (ich habe lediglich Glück, das es mir meine Intelligenz im Moment noch so einfach macht, später wenn ich mich anstrengen muss ist's dann Essig -.-). Insofern war die Kollegstufe ein Gewinn für mich, da ich mir meine Fächer dort aussuchen durfte. Informatikstudium an der Uni hab ich mir zwar dann auch ausgesucht, leider ist es nicht das, was ich mir erwartet hatte und es macht absolut keinen Spass :|

Verfasst: 06.11.2005 18:26
von Froggerprogger
Ein Bekannter von mir hat 4 Semester Informatik an einer Uni studiert, das Studium dann aber geschmissen, und stattdessen eine Ausbildung abgeschlossen (Fachinformatiker Systemintegration(?)). Ihm hats gut gefallen, er hat seinen Entschluss nicht bereut und ist von seiner Firma mittlerweile übernommen worden.
Das geht also durchaus auch.