Frederic (Fred) Laboureur: Hallo Mike, vielen Dank, dass du mich eingeladen hast. Ich freue mich auf unser Gespräch.
Mike: Heute habe ich die Ehre, Frédéric, besser bekannt als Fred, den Schöpfer und Hauptentwickler der Programmiersprache PureBasic, bei mir zu haben. Fred, ich erinnere mich, PureBasic zum ersten Mal etwa 2004 kennengelernt zu haben, als ich mit dem Programmieren anfing. Es ist großartig, dich hier zu haben.
Fred: Hi Mike, danke, dass du mich dabei hast. Lass uns loslegen.
Mike: Super. Lass uns ein wenig über die Geschichte von PureBasic sprechen. Aber zuerst: Was war dein erstes Programm, an das du dich erinnern kannst?
Fred: Mein erstes Programm war eine kleine datenbankähnliche Anwendung zur Verwaltung persönlicher Sammlungen – so etwas wie Timber oder heutzutage Pokémon-Karten. Damals gab es so etwas nicht. Ich habe das auf dem Amiga geschrieben, weil ich ein großer Fan dieser Maschine war und meine Programmierkenntnisse mit BlitzBASIC gesammelt hatte. BlitzBASIC stammt von Mark Sibly, der letztes Jahr verstorben ist – eine Person, der ich hier gedenken möchte.
Mike: Ja, sehr schade um Mark Sibly. Er hat viele Menschen zum Programmieren inspiriert. Während deiner Zeit mit BlitzBASIC hattest du Kontakt zu Mark?
Fred: Wir haben uns ein paar Mal per Mail ausgetauscht, aber persönlich nie getroffen. Er erfuhr von PureBasic, weil es stark auf BlitzBASIC basierte.
Mike: Es ist faszinierend, wie eng diese frühen BASIC-Varianten verbunden waren. Wie hast du damals Programmieren gelernt? War es autodidaktisch?
Fred: Zuerst alles autodidaktisch mithilfe des BlitzBASIC-Manuals – ein dicker Band in der Box. Ich habe viel ausprobiert, Beispiele modifiziert und so gelernt. Später während meiner Studien habe ich C, C++, Assembler und heute auch C# und Java gelernt.
Mike: Hast du damals schon Programme verkauft?
Fred: Ja, ich hatte zwei kleine Programme im Shareware-Vertrieb, über CD-Beilagen von Magazinen. Es waren nur wenige Verkäufe, aber es war spannend zu sehen, dass Leute wirklich für meine Software zahlten.
Mike: War das dein Aha-Moment, dass Programmieren ein Karriereweg sein kann?
Fred: Für mich war vor allem das Schreiben von Spielen entscheidend. Wenn man Sprites bewegt und Interaktionen sieht, fühlt es sich magisch an. Dieses Gefühl bleibt bis heute.
Mike: Sehr schön. War PureBasic ein Schulprojekt oder erstes größeres Vorhaben?
Fred: Ich schrieb den ersten PureBasic-Compiler schon vor der Schule – rein als Hobby, um Assembler einzubauen und trotzdem eine einfache Sprache zu haben. Nach der Schule kamen dann Windows- und Linux-Versionen dazu, später OS X und schließlich auch x64. Der Code ist historisch gewachsen.
Mike: Eine Frage zur Namenswahl: Warum „Basic“ im Namen, obwohl die Performance auf Spitzen-Niveau ist?
Fred: Wenn ich es nicht Basic genannt hätte, hätte ich wahrscheinlich nie meine Zielgruppe gefunden. Die Leute suchen nach BASIC, um schnell reinzukommen. Unser Selling Point ist, dass man mit wenigen Zeilen GUI erstellen kann, das nativ läuft – und das alles mit der Performance von C/C++.
Mike: Genau das ist der Reiz von PureBasic. Du sprichst oft von der Community. Wie förderst du den Austausch?
Fred: Ich bin eher oldschool, höre nicht viel auf Social Media, aber das offizielle Forum ist das Herzstück. Ich hoste es, bestätige Accounts, beantworte Fragen und wir haben ein riesiges Archiv an Wissen, das seit 20 Jahren wächst.
Mike: Gibt es Meetups oder Konferenzen?
Fred: Ein paar kleine Treffen mit Core-Mitgliedern, aber keine offiziellen Konferenzen.
Mike: Kommen wir zu SpiderBasic. Wann entstand die Idee?
Fred: Als der Trend zu Web und Mobile ging, wollte ich ein Produkt, das auf Android, iOS und Web zielt. SpiderBasic erzeugt JavaScript/HTML und nutzt Cordova für Mobile-Apps. Es ist kein Assembler mehr, sondern rein auf Web-APIs ausgelegt.
Mike: Super, dass man so Wissen von PureBasic übertragen kann, aber mit asynchronem Modell.
Fred: Ja, und trotz kleiner Unterschiede bleibt die Syntax ähnlich. Ich arbeite gerne an beiden Produkten.
Mike: Kurzes Schnelldurchgang: Welchen Artikel oder welches Buch sollten alle Programmierer lesen?
Fred: Joel on Software – alle alten Artikel sind immer noch hochrelevant. Er hat später auch Stack Overflow gegründet.
Mike: Welchen Rat gibst du Neueinsteigern?
Fred: Fang an! Teile dein unfertiges Projekt mit anderen, hol dir Feedback, bevor du zu viel Zeit in Details steckst.
Mike: Lieblingsspiel?
Fred: Grand Theft Auto IV, Assassin’s Creed, Project X, Super Frog und aktuell Jedi Survivor. Ich freue mich auf GTA VI.
Mike: Erstes Computer-Erlebnis, das dich umgehauen hat?
Fred: Die Amiga-Spiele von Team 17 – Alien Breed, Super Frog, Project X. Wie sie auf so limitierter Hardware so viel leistung herausgeholt haben, war beeindruckend.
Mike: Letzte Worte?
Fred: PureBasic wird noch lange weiterexistieren – 25 Jahre jetzt und noch viele mehr, solange ich kann. Danke für das Interview!
Mike: Danke dir, Fred, und danke an alle Zuhörer. Viel Spaß mit PureBasic und SpiderBasic!