Kurzgeschichte
Verfasst: 10.07.2008 16:04
(c) by Varon aus dem Yhoko.com - Forum
...hat mir gut gefallen, deswegen geb ich sie weiter...
(mit Erlaubnis des Autors selbstverständlich)
Tschekke Wawa
oder
"Mir doch egal, das T-Shirt sieht cool aus."
Jetzt trage ich grüne karierte Hose und Hawaiihemd. Bei den Stylern da draußen gelte ich sicher als modischer Griff in’s Piranha-Becken. Aber die verschieden farbigen Chucks habe ich mir abgewöhnt, meinen Pali zum Tischtuch degradiert. Der rote Stern ist blass und falsch geworden.
Ich suche immer noch nach einer Jugendbewegung, die zu mir passt für gemeinsame Revolte bei Nacht. Wir sind hier nicht in Kuba? Vormärz? Also Februar! Ja da war’s draußen noch schön kühl. Träge Bauhausstudenten im Ilm-Park die über Veränderung und Nietzsche philosophieren. In der Handtasche hat man heute ein Faust-Zitate-Buch. Goethe und Schiller habe ich schon die Schuhe geputzt aber hat es wen interessiert?
Bewegung des Stillstandes. Ich mit Hochdruck, kein Ventil. Kein Ziel, aber einen Weg und als erster dort. Ich behaupte ja nicht, dass zur französischen Revolution die Leute ein angenehmeres Leben hatten. Aber lieber werde ich als katholischer Jude verbrannt als im Sterbebett liegend auf ein Leben ohne Taten zurück blicken. Aber man hat ja das Gefühl, das alles war schon mal da und wir haben doch alle Meinungsfreiheit und kleben heimlich selbst gemachte Flyer an Bäume, Einladungen zu Kurzfilmnächten in besetzten Häusern! Wir streicheln Neonazis die Glatze und lassen uns dann von ihnen die Fresse polieren. Dankbar hinken wir von dannen. Wir schmieren Sprüche auf alte Häuser und fühlen uns gut, weil es illegal ist, weil man uns das noch verbieten könnte.
Aber das alles war schon mal da und Revolte? Schon gar nicht. Das einzige, was sich noch langsamer bewegt als wir, sind die Kontinentalplatten.
Wir stehen am Zenit der Degeneration. Die einen fordern eine neue Jugend gegen den Verfall der Freiheit. Die anderen haben Bushido auf dem Handy und tauschen sich gegenseitig über neue "Deine Mutter...!" aus, wobei sie unbemerkt ihr Vokabular mit jedem Tag weiter reduzieren, bis er ungefähr auf die Wortanzahl der 10 Gebote kommt.
"Deine Mutter ist schwarz und fährt den A-Team Truck!"
Wovon werde ich denn in Jahren erzählen, wenn ich meiner Jugend gedenke? Von den Luftschlössern, die ich neurotisch erbaut habe. Nach wie viel toten Träumen hat man sein Leben im Massengrab verloren?
Für mich gibt es hier nichts mehr. Denn vermutlich war auch ich schon einmal gewesen.
...hat mir gut gefallen, deswegen geb ich sie weiter...
(mit Erlaubnis des Autors selbstverständlich)
Tschekke Wawa
oder
"Mir doch egal, das T-Shirt sieht cool aus."
Jetzt trage ich grüne karierte Hose und Hawaiihemd. Bei den Stylern da draußen gelte ich sicher als modischer Griff in’s Piranha-Becken. Aber die verschieden farbigen Chucks habe ich mir abgewöhnt, meinen Pali zum Tischtuch degradiert. Der rote Stern ist blass und falsch geworden.
Ich suche immer noch nach einer Jugendbewegung, die zu mir passt für gemeinsame Revolte bei Nacht. Wir sind hier nicht in Kuba? Vormärz? Also Februar! Ja da war’s draußen noch schön kühl. Träge Bauhausstudenten im Ilm-Park die über Veränderung und Nietzsche philosophieren. In der Handtasche hat man heute ein Faust-Zitate-Buch. Goethe und Schiller habe ich schon die Schuhe geputzt aber hat es wen interessiert?
Bewegung des Stillstandes. Ich mit Hochdruck, kein Ventil. Kein Ziel, aber einen Weg und als erster dort. Ich behaupte ja nicht, dass zur französischen Revolution die Leute ein angenehmeres Leben hatten. Aber lieber werde ich als katholischer Jude verbrannt als im Sterbebett liegend auf ein Leben ohne Taten zurück blicken. Aber man hat ja das Gefühl, das alles war schon mal da und wir haben doch alle Meinungsfreiheit und kleben heimlich selbst gemachte Flyer an Bäume, Einladungen zu Kurzfilmnächten in besetzten Häusern! Wir streicheln Neonazis die Glatze und lassen uns dann von ihnen die Fresse polieren. Dankbar hinken wir von dannen. Wir schmieren Sprüche auf alte Häuser und fühlen uns gut, weil es illegal ist, weil man uns das noch verbieten könnte.
Aber das alles war schon mal da und Revolte? Schon gar nicht. Das einzige, was sich noch langsamer bewegt als wir, sind die Kontinentalplatten.
Wir stehen am Zenit der Degeneration. Die einen fordern eine neue Jugend gegen den Verfall der Freiheit. Die anderen haben Bushido auf dem Handy und tauschen sich gegenseitig über neue "Deine Mutter...!" aus, wobei sie unbemerkt ihr Vokabular mit jedem Tag weiter reduzieren, bis er ungefähr auf die Wortanzahl der 10 Gebote kommt.
"Deine Mutter ist schwarz und fährt den A-Team Truck!"
Wovon werde ich denn in Jahren erzählen, wenn ich meiner Jugend gedenke? Von den Luftschlössern, die ich neurotisch erbaut habe. Nach wie viel toten Träumen hat man sein Leben im Massengrab verloren?
Für mich gibt es hier nichts mehr. Denn vermutlich war auch ich schon einmal gewesen.