Habs mir nochmal kurz angeschaut. Die Jungs haben wirklich was auf dem Kasten. Anscheinend gibt es die Platinen wirklich. Inwieweit allerdings dieser "68070" funktionieren wird, sei mal dahingestellt. Schließlich müßten ein oder zwei dieser Leute die Leistung der Entwicklungsabteilung von Motorolas 68000ern erbringen. Wenn ja: Hut ab!
Gesetzt den Fall, die Kisten rennen bereits und die veröffentlichten Grafiken sind tatsächlich mit den Natamis erstellt, bleibe ich trotzdem sehr skeptisch, was die Markttauglichkeit angeht. Sobald das Ding den Markt erreicht, stehen nämlich mit Sicherheit schon FreeScale, Amiga Technologies und andere auf der Matte, um die Firma mit einer Klagewelle wegzufegen. Wie war das gerade nochmal mit Bernie Meyer in Australien mit seinem Amithlon? So läuft das doch dauernd.
Schließlich bleibt die Frage, wie man einen Nachfolger einer als "Spielkonsole" verschrienen Architektur auf dem Markt plazieren will. Wer soll schon dafür gewonnen werden - der 15jährige Computerfreak etwa? Der hat längst einen hochgemotzten PC unterm Schreibtisch. Die Generation, die heute noch etwas mit dem Begriff Amiga anfangen kann, ist doch auch schon wenigstens 30 Jahre alt und muß sich nach der Decke strecken, um sich den Lebensunterhalt zu erwirtschaften.
Als Grundlage für eine
Multimedia-Box taugt so eine Neuentwicklung auch schlecht, besonders beim angesetzten Einführungspreis im Vergleich zu etwas Fertigem von der Stange. Keine Chance bei diesem Verdrängungswettbewerb!
Amiga-Software-Kompatibilität ist ja auch sehr schön für all die alten Spiele, nur blieben die Anwendungsprogramme auf dem Stand von etwa 1997. Wer soll denn bitte Standard-Programme nachentwickeln mit einer konkurrenzfähigen Qualität wie Firefox/Opera/Dragon, LibreOffice, GIMP, Bars'n'Pipes, Reflection/Cinema4D, VirtualDub und die Zeit wird mir fehlen, andere wichtige Anwendungsbereiche zu beleuchten
Als Elektronikentwickler, der immer genau auf Benutzbarkeit achtet, fielen mir obendrein ein paar Schnitzer der Natami-Entwickler auf. Ein Seriell-Anschluß auf einer Prozessorplatine will mir nicht recht in den Sinn. Auch auf der gegenüberliegenden Seite dieser Aufsteckplatine befindet sich ein Sub-D-9pol.-Verbinder, dessen Wert innerhalb eines Gehäuses fragwürdig ist. Die Anschlüsse der Hauptplatine nach außen sind zu dicht gedrängt, besonders am DVI-Anschluß.
PS/2 dürfte heutzutage problemlos gegen drei weitere USB-2.0-Anschlüsse einzutauschen sein, die nicht per internem Hub mit den bestehenden verbunden sind. USB-3.0-Anschlüsse halte ich dagegen bei so einem Gerät nicht für zwingend notwendig. Seriell-Anschlüsse sind heute bestenfalls bei Elektronikentwicklungen mit z.B. älteren Mikrokontrollern noch vonnöten, sonst nicht mehr. Kann man S-ATA-Platten und -SSDs anschließen?Usw., usw..
Man darf also gespannt sein, was da noch kommen mag. Im Gegensatz zu früher, als nicht nur ich an den Lippen der Werbeleute von Hardware-Produzenten hing (ja, dumm ich damals!), mich immer weiter vertrösten ließ, brauche ich heute diese Gerätschaften nicht mehr.
Gruß - WPö